„Grüne Weihnachten – weiße Ostern"

Veröffentlicht in Umwelt und Natur

Liebe Altenholzer,

den Spruch „Grüne Weihnachten – weiße Ostern" kennen wir in Schleswig-Holstein bereits aus der Zeit, als es das Wort „Klimawandel" noch gar nicht gab. Die Pflanzen kennen weder den Spruch noch den Begriff.

Was wir bei ihnen als „innere Uhr" bezeichnen, sind Pflanzenhormone, die Zellen und Organe der Pflanzen in Abhängigkeit von äußeren Reizen steuern. Im Laufe der Evolution haben die Pflanzen „gelernt", dass die Lichtlänge im Tag- und Nachtwechsel verlässlicher ist als Temperatur und Feuchtigkeit. So sind die jeweiligen Blühzeiten der Pflanzen entstanden. Sie erhöhen für jede Pflanzenart die Sicherheit der Bestäubung und damit die Arterhaltung. Die Narzissen, z.B. an der Altenholzer Straße, haben sich auf diese frühe Zeit festgelegt. Sie können die spürbar länger werdenden Tage jedoch nur zum Austreiben nutzen, weil sie einen Kraftspender in der Erde haben.

Ob Knolle, Zwiebel oder Wurzelstock – der unterirdische Speicher gibt den Frühblühern die Kraft, Triebe und Blüten so früh im Jahr hervorzubringen. Für Blumen des Waldes, wie z.B. das Buschwindröschen, ist es sogar überlebenswichtig, so früh zu blühen. Ihr vollständiger Jahresablauf muss beendet sein, bevor die Bäume grünen und das Blätterdach ihnen am Boden das Licht nimmt. Auch der Kraftspender im Wurzelstock muss wieder aufgetankt sein, um Reserven für das nächste Frühjahr vorzuhalten.

Haselsträucher reagieren ebenfalls auf die zunehmende Tageslänge. Haselsträucher sind Windbestäuber. Ihre Blütezeit liegt lange vor dem Laubaustrieb. So kann der Wind ungehindert durch die Sträucher fegen und den Pollen als gelben Staub auf die Narben anderer Haselsträucher tragen. Haselsträucher sind einhäusig, d.h. jeder Strauch bringt sowohl männliche als auch weibliche Blüten hervor. Wir bemerken nur die männlichen Kätzchen, die von Februar bis April blühen. Die weiblichen Blüten, die unscheinbar braungrün, den Laubknospen ähnlich vereinzelt an den kahlen Zweigen sitzen, entdecken wir nur bei genauem Hinsehen. Sie lassen zur Blüte fadenförmige bis ½ cm lange rote Narben heraushängen. Die Haselsträucher bieten zusätzlich den Bienen Nahrung. Doch um diese Zeit fliegen nur einzelne Königinnen – auch von Wespen und Hummeln. Honigbienen brauchen Sonnenschein und +10 Grad.

Auf das Klima nehmen wir Menschen in vieler Weise Einfluss, doch auf die Tageslänge können wir es glücklicherweise nicht, auch wenn wir sie durch Uhrumstellung hin und her schieben.

Für den AKU
Helga Tewes